Ansprache bei der Enthüllung
der Gedenktafel für die ausgeloschene
jüdische Gemeinde Guntersblums

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Im Namen der Gemeinde Guntersblum und ihres Bürgermeisters heiße ich Sie hier willkommen. Mich leitete bei meinem persönlichen Anliegen um unsere jüdische Gemeinde ein biblisches Wort: "Denkt an die Gefangenen als wäret ihr Mitgefangene und an die Mißhandelten - weil ihr noch am Leben seid!"

Wir wollen heute eine Gedenktafel enthüllen und unserer Öffentlichkeit übergeben, um uns und allen, die hier vorübergehen, die Namen und Schicksale der Guntersblumer Juden ins Gedächtnis zu rufen, die durch den Nationalsozialismus zu Tode kamen. Wir tun dies in großer Trauer, in tiefer Scham, und mit dem Vorsatz, alles in unseren Kräften Stehende einzusetzen, damit sich menschenverachtendes Handeln unter uns nicht wiederholt."

Ich danke allen, die mit guten Vorschlägen zum Entstehen dieser Tafel beigetragen haben. Nachdem in mir der Gedanke gereift war, daß es jetzt Zeit sei für ein solches Zeichen des Zeugnisses und der Erinnerung, fand ich bei allen maßgeblichen Frauen und Männern, insbesondere dem Gemeinderat, einhellige, absolute Zustimmung. Auch Sie, die heute zu uns gekommen sind aus nah und fern, bekunden Ihre Verbundenheit mit den Guntersblumer Juden, die Opfer menschlicher Gewalt wurden, und mit unserer jüdischen Gemeinde, an deren einst blühendes Leben nur noch stumme Zeugen: Gebäude und Grabsteine, erinnern.

gesprochen von Herrn Pfr. i.R. Dieter Michaelis am 26, Oktober 1997

Entnommen aus: Die jüdische Gemeinde Guntersblum, S. 74ff