Dieser rein fiktive Roman spielt vor dem historischen Hintergrund der Zergliederung der HOECHST AG in Frankfurt (1997) und setzt sich mit dem damals breit eingesetzten Mobbing auseinander. Dabei wird der Leser in die Mäander der heutigen Arbeitswelt eingeführt.
Egon, der Held des Romans, wird von seiner Ehefrau verlassen und kann sich ein Leben als Single nicht vorstellen. Genauso wenig will er auf seinen Arbeitsplatz verzichten und sich ins Gedränge der Gesellschaft der Flexibilität begeben. Er merkt nur zögerlich, dass er sich in einer Zeit des Umbruchs befindet. Erst nach dem Einstecken zahlreicher Niederlagen kommt er zur Einsicht, dass er nichts Festes mehr besitzt und daher Neues und Flexibles suchen muss. Dies gilt für Arbeit und Privates, da ein Gemobbter keine Frau fürs Leben findet und ein neurotischer Junggeselle wider Willen nicht den besten Eindruck im Büro hinterlässt. Egons Suche nach einer neuen Frau endet mit einer Niederlage auf breiter Front und sein verkrampfter Versuch, den Arbeitsplatz um jeden Preis zu behalten, erweist sich als sinnlos, da die Firma gar keine Arbeitsplätze mehr zu bieten hat.
Ein wesentliches Element des Romans sind die Ursachen und Auswirkungen des Mobbings, bei den Tätern und bei den Opfern. Oligarchisches Denken kristallisiert sich als die Triebfeder der Täter heraus. Oligarchisch veranlagte Menschen sind die, welche glauben, nur ihre Clique sei in Besitz von Rechten, der Rest der Menschheit sei lediglich da, um der eigenen Gruppe zu dienen. Dieses Denken findet sich bei totalitären Regierungsformen wieder. Daher kommen an markanten Stellen Vokabeln der Nazi- und der DDR-Sprache vor. Mobbing ist – im Roman wie in der Realität – kein Kavaliersdelikt, sondern ein handfestes Verbrechen.
Wenn man die Seite des Opfers betrachtet, dann führt das Buch über
mehrere Stationen einer sich anbahnenden Depression, die alle
Lebensbereiche umfasst. Erst der Verlust sämtlicher vermeintlicher
Sicherheiten befreit Egon von seinem krankhaften Bestreben, sich an
Dingen festzuklammern, die bereits ihre physische Existenz eingebußt
haben.
Julius Franzot ist Übersetzer und Schriftsteller und lebt zwischen Guntersblum und Triest. Nach einer 25jährigen Tätigkeit im Verkauf von Pharmazeutika hat er 2005 die Branche gewechselt. Bisher von ihm erschienen: Im Wald und vor der Sonne (Lyrik), Gefesselte Freiheit und Der Herold und die Trommlerin (Romane), Kontinent Amerika, Aktenkoffer und Seidenstrümpfe, Marokko zwischen Atlas und Atlantik (Reiseerzählungen), Auf den Wegen des Islams (Sachbuch), sowie zahlreiche Beiträge in Anthologien und Zeitungen und Buchübersetzungen.